Frederick Bunsen
29 March 1981, ca. 120cm x 90cm, Acryl auf Papier
Frederick Bunsen
1982, ca. 100cm x 80cm, Acryl auf Papier
Frederick Bunsen
1984, ca. 120cm x 90cm, Acryl auf Papier
Frederick Bunsen
1982, 100cm x 100cm, Öl auf Leinwand
Frederick Bunsen
1984, ca. 120cm x 90cm, Acryl auf Papier
Frederick Bunsen
1986, ca. 90cm x 70cm, Acryl auf Papier
Mark Rothko's Idee war es gewesen Bilder als Transzendierungen der Raumgrenze Wand zu inszenieren und in einer hochreduzierten Formensprache der Phantasie Freiraume zu gewinnen. Andererseits war es in der Nachfolge Oroszcos u.a. Jackson Pollock, der die expressiv-dynamische Variante der Abstraktion exemplarisch verwirklichte und damit der Kunst Breschen für eine ungezügelte Selbstverwirklichung schlug.
Frederick Bunsen leistet m.E. eine Synthese aus den Möglichkeiten bei der Künstler und er leistet ebenso sicher etwas darüber hinaus. Seine Bildsprache - dieser Verdacht sollte angesichts einer so aufgezäumten Ahnengalerie gleich zerstört werden - ist keineswegs die eines ideenarmen Eklektikers, sondern ganz im Gegenteil eine höchst tiefgründige und richtungsweisende zeitgenössische Adaption der Möglichkeiten des Abstrakten. Und gerade hierin liegt seine besondere Bedeutung: Die Abstraktion wird von ihm neu belebt und aus dem Abstellgleis der monochromen Malerei á la Brice Mardon oder Ellsworth Kelly wieder ans Licht gefordert.
Frederick Bunsen wählt einen fast einfarbigen und dunklen Malgrund, den er allerdings mit einem kräftigen Duktus in der Binnenstruktur akzentuiert. Hierdurch ergibt sich einige Tiefenraumwirkung im Sinne des Rothkoschen Transzendierungsversuches im Dienste der Phantasie. Auf diesen Grund setzt Bunsen vielgestaltige Zeichen. Sie verdichten sich mitunter zu semirealen Ensembles, entziehen sich aber stets einer eindimensionalen Festlegung im Gegenstand. In seiner Liniensprache bleibt Bunsen dabei stets malerisch, d.h. er umgeht die harte Kontur und verdichtet seine Linien zu flächigen Erweiterungen. Der darin liegende scheinbare Widerspruch lost sich dann auf, wenn man in diesem Linie-Flache-Prozeß ein ganzheitliches Bemühen um Formprinzipien erkennt.
Bei Bunsen paart sich ein intensiver intellektueller und akademisch-künstlerischer Schaffensmodus mit der Fähigkeit zur Bewahrung einer rhythmisch-dynamisch akzentuierten Formensprache.' Zwar sind seine Arbeiten keineswegs im Zusammenhang der en voguen jungwilden Expressivität zu sehen, jedoch entsprechen sie wie diese einem Zeitgefuhl. Ob hierzu als Interpretationshilfen Veränderungen der wirtschaftlichen Basis in der postindustriellen Gesellschaft - mit entsprechenden (romantisierenden?!) Umwälzungen im kulturellen Überbau- bemüht werden müssen, darf dahingestellt werden ebenso wie das Umschwungsphanomen als solches - Abkehr vom 70er Jahre Konstruktivismus hin zu neuen "fröhlich-forsch-malerisch" Arbeitsformen - konstatiert werden darf.
Bunsens Weg ist ein in jedem Fall eigenständiger Weg. In ihm vollzieht sich aber auch der Umbruch der Kultur-Vorherrschaftsszene von Amerika auf Europa, d. h. er betreibt auch kulturelle Adaption und Assimilation. Denn seine geistigen Vater stehen natürlich nicht nur in den 30er bis 50er Jahren der amerikanischen Kunstführungsrolle, sondern ebenso sehr im europäischen Abstraktionserfinderarsensl seit Anfang des Jahrhunderts. Alle Vergangenheit wird hier von einem wachen Geist weiterbewegt und eben nicht nur dies er setzt auch Pflocke für eine künftige Entwicklung. Er gibt toter Materie neues Leben wirkt zutiefst schöpferisch.
Seine Arbeiten sind großartige Entwürfe eines neuen Bewußtseins, daß sich noch nicht einmal verbalisieren läßt. Er bezeichnet eine Avantgardeposition der Ahnungen auf die Zukunft, so wie dies Kunst schon oft geleistet hat und noch oft leisten wird. Er spurt mit seiner Hand am Puls einer sonst noch nicht fühlbaren Zeit. Was die Sprachen augenblicklich nur noch an Bewältigung des Gegenwärtigen zu leisten vermag erweitert sich hier um die Dimension einer unaussprechlichen Zukunft.
Hiervon - von dieser Zukunft - läßt sich nur wenig beschreiben. Jedoch scheint sie in Bunsen's Bildern nicht elysisch auf. Seine Bilder vermitteln eher den Charakter einer neuerlichen Urzeugung des Seins auf unbekannter Basis. Partikel der Vergangenheit paaren sich mit neuen Formen und fuhren in eine Welt die zu unserer in vielfacher Weise metaphysisch steht. Doch auch sie enthält Dynamik, Kraft, Form, Schönheit denn all dies beinhalten die Bilder Bunsen's Menetekel eines Jenseits, aber eher ungewohnte als schauderhafte Visionen.
Bilder einer neuen Realität.