Kunstinstallation

St. Maria Stuttgart 1995: "Kreuzverhüllung"

Foto: Karin Mueller, Leonberg

St. Maria Stuttgart 1995. Foto: F. Bunsen

Foto: Karin Mueller, Leonberg

St. Maria Stuttgart 1995. Foto: Karin Mueller Leonberg

Foto: Karin Mueller, Leonberg

St. Maria Stuttgart 1995. Foto: Karin Mueller Leonberg

Foto: Karin Mueller, Leonberg

St. Maria Stuttgart 1995. Foto: Karin Mueller Leonberg

Foto: Karin Mueller, Leonberg

St. Maria Stuttgart 1995. Foto: Karin Mueller Leonberg

Foto: Karin Mueller, Leonberg

St. Maria Stuttgart 1995. Foto: Karin Mueller Leonberg

Foto: Karin Mueller, Leonberg

St. Maria Stuttgart 1995. Foto: Karin Mueller Leonberg

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St. Maria Stuttgart 07.03.1995: Installation "Kreuzverhüllung"

Künstlerischer Hintergrund:
An der Stelle, wo das Auge gewöhnlicherweise einen Blick auf die Kreuzigung Jesus wirft, ist nun ein Tuch aus Leinen gespannt. Das Kreuz und der Gekreuzigte sind unsichtbar.

Das ganze Jahr über war das Kreuz für uns sichtbar. Das Kreuz war sogar so selbstverständlich sichtbar, dass es in uns unsichtbar geworden war, d. h. durch die Gewöhnung an das Alltägliche ist das Kostbarste verloren gegangen.

Das gleiche Lied immer und immer wieder zu hören, macht uns taub dafür. Wenn wir die gleiche Farbe immer wieder sehen, wird die Farbe in uns stumpf. Was sichtbar ist, wird unsichtbar, und was unsichtbar ist, wird sichtbar. Was anwesend ist wird abwesend und was abwesend ist wirkt anwesend. Anwesend in der Abwesenheit. Das ist ein Paradox der Wahrhaftigkeit.

Jesus ist aus unseren Augen verschwunden. Jetzt, wo er weg ist, wissen wir dann, was uns fehlt. Es ist, als ob eine wichtige Figur von der Bildfläche verschwunden ist: In der Nachwirkung steigt sein Wert um ein Vielfaches. Wir werden verunsichert in der Angst, ihn zu verlieren. Unser Herz sehnt sich nach ihm, im Hinblick auf seine Abwesenheit. Die gleiche Sehnsucht erleben wir im Hohelied Salomos (5,6):

Ich öffnete meinem Geliebten:/ doch der Geliebte war weg, verschwunden./ Mir stockte der Atem: Er war weg. Ich suchte ihn, ich fand ihn nicht./ Ich rief ihn, er antwortete nicht.

Dieses Paradox der Abwesenheit wird hier in der Marienkirche mit künstlerischen Mitteln augenscheinlich.

Die Kunstmittel:
Ich wählte unbehandeltes Leinentuch, weil dies in seiner Einfachheit und Ernsthaftigkeit die Leere und die Sehnsucht in uns widerspiegelt. Sie ist wie eine leere Leinwand: In ihrer stillen Leere, trägt sie die Spannung der Erwartung und Sehnsucht nach kreativer Erfüllung.

Zum kirchlichen Raum:
Die Wand hinter dem Alter ist mit einem 10 Meter breiten Leinentuch bedeckt. Sie vermittelt mehr als nur Ruhe und Stille. Betrachtet aus der Ferne ist das verhüllte Kreuz kaum von diesem großen Wand Tuch zu unterscheiden, d.h. die Struktur des Leinens im Leinen macht das Kreuz kaum mehr erkennbar. Das verhüllte Kreuz blendet mit dem Hintergrund und ist somit, wie in der Monochrome d.h. Grau in Grau, nicht zu unterscheiden. Der Gekreuzigte ist nicht nur verhüllt, er ist nicht mehr zu unterscheiden, er ist nicht mehr differenzierbar. In dieser Erkenntnis steht die Installation als Ganzes, wie eine Metapher für unsere müde gewordene Sehweise, die nicht mehr zu unterscheiden vermag, und deshalb auch nicht weiter offen für das Kreuz als Heilssymbol ist.

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