Frederick Bunsen
Akt 2000, ca. 50cm x 80cm, Holzkohle auf Papier
Frederick Bunsen
Zwischen Akt und Torte 2000, ca. 80cm x 100cm, Kreide auf Papier
"Ich glaube; Kunst ist sehr abstrakt", sagt der 49-jährige Frederick Bunsen. "Zwischen Akt und Torte" heißt seine Ausstellung, die derzeit in der Galerie des Cafe Schwarz in Untertürkheim zu sehen ist. Und genau dort treffen wir den geburtigen Texaner, der sich Berufskünstler nennt: Vollzeit beschäftigt mit dem Sinn des Lebens und stets im Versuch, dies bildhalt zu machen. Er ist Grenzgänger zwischen den Welten. Er ist sehr viel unterwegs. Radierungswerkstatten Leonberg, Werkstatt in Budapest, Ausstellungen in Spanien, USA, Rumänien, Essen.
Doch nicht nur einfaches Malen steckt hinter Bunsens Werken, sondern Philosophie. Denn: Bunsen ist Systemtheoretiker. Zehn Jahre hat er mit dem Soziologen Niklas Luhmann zusammengearbeitet. Mit ihm zusammen schrieb er im Jahr 1990 die "Unbeobachtbare Welt". Bunsen der Autor. Derzeit schreibt er auch wieder, diesmal über die "Kunstdidaktik des Künstlers". Ganz einfach gesagt: wie der Künstler seine Welt betrachtet und vermittelt. An Hochschulen lehrt Bunsen auch mit viel Freude. Bunsen betrachtet seine Welt mit viel Neugier: Dem deutschstämmigen Amerikaner gefällt es, als Fremder auf den Reisen neue Erfahrungen zu sammeln. "Alle gehen nach Amerika, ich war schon da. Der Osten liefert mir ein anderes Bild. Deshalb bin ich da."
Bunsen hat Ateliers in der Romänien; Projekte in Ungarn und Polen. Das "Netzwerk im Osten" interessiert ihn. An einer intensiven Verknüpfung arbeitet er.
Der Betrachter seiner Bilder darf sich führen lassen von den Farben und Formen. Die Linien sind Bunsen wichtig. Ganz deutlich wird das in den Aktbildern. In wenigen Strichen deutet er schwungvoll den K&oum;rper an. Das komplette Bild erganzt der Betrachter selbst, so Bunsens Meinung. "Alle Striche sind lebendig und so angebracht, dass ein Raum entsteht", sagt der 49-Jahrige.
Erst wenn das Auge alle Linien im Bild miteinander kombiniert hat, ist der Akt da. "Die Linien an sich sind erotisch", findet Bunsen. Das Symbol des Aktes steht für den Künstler als Symbol der Freiheit. " Wenn ich sozusagen nackt dastehe, stehe ich zu mir selbst und zu dem was ich behaupte. Die nackte Wahrheit wird entbloßt."
Im Laufe der Jahre hat der gebürtige Texaner die Formen in seinen Bildern immer mehr reduziert. Bunsen sieht auch, dass seine Risikobereitschaft großer geworden ist. "Das bringt mehr qualitative Ergebnisse."
Über die Cannstatter Galeristin des Kunsthofle, Irene Schmid, kam der Kontakt nach Untertürkheim zu Stande. Mittlerweile ist dies die zweite Ausstellung bei Herbert Schwarz. Neben den Kohlestudien sind Lithographien, Collagen und Aquarelle zu sehen, entstanden beim Aufenthalt auf La Gomera. Ganz gemaß dem Motto der Ausstellung "Zwischen Akt und Torte" ist für Bunsen die Kunst zu finden.