"Handschrift durch die Jahrzehnte"

Anmerkungen zu den Bilder Bunsens, entstanden auf El Cabrito de La Gomera Spanien
Ausstellung in der Galerie der Art-Road-Way Kunstschule in Breitenholz 2025

Thomas Morawitzky 2025

El Cabrito de La Gomera Spanien 2014

El Cabrito de La Gomera Spanien 2014

"El Cabrito" 2014, Acryl und Holzkohle auf Papier, DIN3.

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"Back from the Island" heißt seine Ausstellung in der Art-Road-Way Kunstschule

Frederick Bunsen ist heimgekehrt, einmal mehr, nach Breitenholz. Bis dahin hielt er sich auf La Gomera auf, arbeitete an neuen Bildern, Zeichnungen und Drucken. Die Finca El Cabrito ist eine abgelegene Bucht im Südosten der Kanareninsel, zu erreichen nur zu Fuß oder über das Wasser, und Frederick Bunsens Arbeitsparadies seit mehr als 25 Jahren. 1999 erhielt er erstmals die Gelegenheit, sich auf dieser Anlage zurückzuziehen; seither tat er es jährlich.

Bunsen selbst hat auf La Gomera mehrere Tausend Zeichnungen, Gemälde und Drucke angefertigt. Er ist von der Insel mit neuen Werken zurückgekehrt. Diese sind in der Ausstellung, die in der Breitenholzer Art-Road-Way Kunstschule nun eröffnet wurde, nicht zu sehen. Frederick Bunsen stellte diese Ausstellung zusammen, ehe er südwärts reiste. In Breitenholz zeigt er nun eigene Arbeiten, die in den Jahren zwischen 2001 und 2024 auf La Gomera entstanden.

Und so wirft er einen Blick auf die eigene Entwicklung und präsentiert seine künstlerische Handschrift: Rund 30 Bilder und Zeichnungen sind in der Breitenholzer Kunstschule gehängt, ohne Titel, Datum und Chronologie. Eine Entwicklung, einen Prozess kann der Betrachter nur erspüren, erahnen, indem er sich auf die einzelnen Momente einlässt. Bunsens ureigenster Stil jedoch leuchtet und ist unverkennbar da. Die Online-Plattform Kunstportal Baden-Württemberg, sagt der Künstler, spreche vom "Bunsen-Strich" - Frederick Bunsen ist an der Plattform zwar beteiligt, hat diesen Begriff jedoch nicht selbst geprägt. "Es wurde von außen an mich herangetragen, dass ich einen charakteristischen Strich habe", sagt er. Diese Erfahrung hat er verinnerlicht.

Frederick Bunsen arbeitet seit jeher vorwiegend abstrakt mit einem großen Anteil an Spontaneität. Seine Kunst besitzt einen gestischen Grundcharakter, baut auf Ereignissen auf, die sich aus der Spannung eines Augenblicks herauszutragen; Linien, die mit gewissem Schwung aufs Papier fielen, vom Bildraum Besitz ergriffen und mit einer gewissen Dynamik wirken. Aus dem Moment heraus entwickelt sich das Spiel des Künstlers, das häufig die Zerstörung beinhaltet, den Aufbau eines neuen Bildes, neuer Spannungen und Relationen auf dem Material eines alten.

Eigener Rhythmus durch Pinselstriche

Die Bilder, die Frederick Bunsen zeigt, unterscheiden sich mitunter sehr - in Material und Vorgehensweise. Mitunter füllt der Künstler den gesamten Bildraum aus, schafft Rhythmus durch Pinselstriche und verwandelt die Fläche in ein pulsierendes Raster. Dann wieder trägt er Farbe, Pastellkreiden, Ölkreiden und Holzkohle mit expressivem Furor auf, mischt Rot und Schwarz oder wirft Liniengeflechte aufs Papier, in denen schon Figurationen sichtbar werden - Bilder der Inselwelt, des Alltags, die aber wieder verschwinden, gebrochen und zerstört werden. Zu den Arbeiten der Ausstellung gehören zwei große Glasmalereien, entstanden 2001 und 2004, zu einer Zeit, in der Frederick Bunsen viel reiste, nicht nur nach La Gomera. Er selbst glaubt, seine künstlerische Handschrift, der "Bunsen-Strich", habe sich in 25 Jahren kaum verändert - Besucher der Ausstellung mögen sich davon ein Bild machen und die Stilmomente in diesem Langzeitselbstporträt aus sonnigen Regionen suchen.

Die Finca El Cabrito war, mehr oder weniger, der Ort eines Künstlers, ehe Frederick Bunsen sie entdeckte: Nach 1986 zog sich dorthin die Kommune des Wiener Aktionskünstlers Otto Muehl zurück. Muehl leitete diese Kommune, in der Privateigentum und Intimsphäre nicht existierten, despotisch und wurde 1991 unter anderem wegen Unzucht mit Minderjährigen zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Sein Geist hat die Finca verlassen: Nun ist sie ein Ort stiller Arbeitsamkeit, an dem sich streunende Katzen und Torbögen, die von spanischen Bauern errichtet wurden, ins Spiel der Farben und Formen auf dem Papier hineinstehlen.

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