Performance in Kloster Weingarten 1989
Begegnung
November 1994
Ein Abend im November (1989), vielleicht lag schon Schnee, wir warteten auf einen Dichter, der sich verspätet hatte. Es floß Wein in Strömen. Um uns die geschenkte Zeit zu vertreiben, gefiel es uns, den Zufall für ein Gespräch zu nutzen. Bunsen voll Feuer, in barocken Gewölben flackerte die Ahnung einer möglichen Gemeinsamkeit. Was der später eintreffende Dichter dann vorlas, blieb nicht mehr hängen. Dafür unser Gelächter.
Danach Funkstille, fast ein Jahr lang. Zum Schwierigsten gehört die Bewährung von Freundschaft. Durch keine Kunst zu befördern, bleibt sie immer ein Geschenk glücklicher Fügungen. Am Ende hilft nur Geduld. Die Hebamme auch der Kunst: Warten können, bis etwas reif geworden ist.
Bunsens Herausforderung im weitläufigen Flur des barocken Klosterflügels einer Benediktinerabtei trieb die Verantwortlichen in Grenzsituationen. Gegen den ostinaten Jubelton der Architektur setzte er das einzige, worauf er sich verlassen konnte: Schlichtheit, aufrichtigen Ernst. Seine brennende Gegenwart war Performance. Es roch nach Korn, nach schwerer Arbeit, Fron und Zehnten. Die Schwerkraft des Lebens. Ein Stein hing am Faden. Beginnender Dialog mit dem Ungewissen.
Was davon blieb, ist die Begeisterung, die uns verbindet.