Die Kunst des 20. Jahrhunderts musste lernen zu schweigen: um neu beredt zu werden. Das Redende hingegen überschwemmte das 20. Jahrhundert bis heute. Bildbotschaften dominieren längst alle anderen Kommunikationsvehikel.
Das nicht-mimetische Bild hält die Welt offen gegenüber dem Ansturm des Dinglichen. Dennoch ist es dem Dinglichen gelungen, das Potenzial der nichtmimetischen Kunst zu schwächen und zwar durch ihre massenhafte Verbreitung: Eine bemerkenswerte Variante zu "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" Walter Benjamins. Dadurch ist das Bild der Moderne zum Schweigen gebracht worden. Es kann nur noch dort existieren, wo der beredte schweigende Raum seine Rezeptionsvorgaben bewahrt. Wir stehen am Beginn einer neuen Kirchenkunst und diese Chance einer Erneuerung sollte auch die Kirche selbst nutzen.
Frederick Bunsen erzählt uns also keine Geschichten. Sein Formenrepertoire ist schweigsam in Bezug auf "lesbare" Botschaften. Auch Warhols Ambition - die ganz andere Quellen hatte - nämlich sein "Fill in your own signature" hat mit Bunsen nichts gemein. Bunsen meint nicht: "Fill in your own story", seine Ambition gilt die Form "an sich".
So gesehen wäre die einzige Legitimation das eigene Gegenübertreten zu Bunsens Werk zu veröffentlichen notwendigerweise begleitet vom Eingeständnis der Differenz von Werk und Betrachter und Allüre des Auguren, der seine Sicht für gültig erklärt und zu einem kategorischen Imperativ des Gemeinten stilisiert.
Mit der entscheidenden Einschränkung des Subjektiven kann ich von mir sagen, dass ich Bunsens Verbindung von freier und gebundener Form, freier und zielbewusster Verfügung, von Fläche und Tiefenraum: als dichotomischen Weltentwurf wahr nehme, als Abbildung der permanenten Auseinandersetzung von Geist und Materie, Logos und Chaos, Verzweiflung und Heilssicherheit. Bunsens Linien schweigen hinsichtlich einer Lösung in Richtung eines Richtigen, sind aber beredt in der Formulierung des Themas. Aber vielleicht wollen sie auch darin schweigsam sein und bleiben in einem stetigen Ringen mit dem Gebot unserer sinnsuchenden Annäherung.
Als ein Medium den Unterschied zwischen Werkexistenz und Wertrelevanz zu markieren, haben Bunsens Arbeiten ein Bedeutungsfeld "sui generis" erschlossen. Nur wenn wir aus uns heraus treten wird es uns geöffnet. So lange aber werden wir immer versuchen das Schweigen des Zeichens durch unsere eigene Beredtheit zu leugnen.