Fotos: Bunsen/Baur/Kienle
Die Linie als Thema dreier Kunsttechniken: Zeichnung, Lithografie und Glasmalerei im Dreiklang
Die Linie: Anhand der Ausdrucksweise der spezifischen Bildmerkmale von Zeichnung, Lithografie und Glasmalerei können in allen Exponaten und in deren Organisation innerhalb der Ausstellung trotz verschiedener Bildtechniken diese derart betrachtet werden, dass Dialogisches und ästhetisch Sinnvolles in Erfahrung gebracht und rezipiert werden kann (Autopoiesis der Rezeption). Die Ausstellungsform ermöglicht es dem Beobachter, seinen emotionalen und geistigen Raum als Differenz vom Bild aus selbst zu erschließen.
Beim Betreten des Ausstellungsraums fällt ja zunächst eine Reihe von verschiedenen Bildern in drei spezifischen Techniken auf, deren Anordnung und Organisation innerhalb der Ausstellung jedoch keineswegs zufällig ist. Denn analog der klangvollen Struktur und Anordnungstechnik der musikalischen Fuge wird hier das bildhafte Ausdruckspotential einer Linienführung, in der Musik als Thema bezeichnet, und ihre Fähigkeit zur Sinnbildung in drei sich aufeinander beziehenden Kunsttechniken gezeigt. J. S. Bachs "Die Kunst der Fuge" zeigt diese Verwobenheit von einzelnen Elementen zu und in einer Ganzheit in vollendeten Kompositionen. Während die Skizzen der ersten Serie ein unverfälschtes emotionales Potential der Linie an sich belegen, zeigen und vermitteln Lithografie und Glasmalerei das Gleiche in immer größeren Komplexitäten und Kombinationen der Sinnbildung.
Erkennbar ist, dass die Zeichnungen einen unbeschwerten spontanen Ausdruck in der Linienführung zeigen: Die Lineatur trägt sich kurz und prägnant vor. Die Linien und Flächen der Lithografien werden kraft ihrer Technik zur Ikonografie, sie drücken sich als Symbol aus. In den Werken aus Glas mündet das zeichnerische und gestische Wirken der Pinselführung in eine noch höhere Komplexität und Verdichtung und in eine immer größere Formenvielfalt, gleichsam in einen künstlerischen Formsammelbehälter. Aus dieser Kondensierung kann eine noch komplexere Sinnbildung für den Betrachter hervorgehen.
Alle Werke haben eines gemeinsam: Sie leben und kommunizieren auf der Basis einer zeich-nerischen Bildspannung, einer emotionalen Ausdrucksweise und einer bildhaften Raumtiefe. Nicht zuletzt wird dies auch als transzendenter Zwischenraum durch den wässrigen Spiegel des gläsernen Mediums versinnbildlicht. Der Sinn von Kunst besteht immer in ihrem Verweisungsüberschuss (Niklas Luhmann).
1. Zeichnung 2. Lithographie 3. Glasbild